Texte - Übersicht
LIEBE, TOD UND HEIMARBEIT
- Robert hat eine Schreibhemmung (für R. Gernhardt)
- Der kurze Kuß der Musen
- Im Garten steht ein Feigenbaum od. Ein Börsenverlierer stürzt ab
- Zu früh
- Der alte Kurorthasser
- Ich wär so gern dein Privatpatient
- Das blaue Zimmer
- Kinderlied für Erwachsene
- Ich möchte um's Verrecken nicht mehr Bundeskanzler sein
- Die Flaschenpost
- Wir haben einen kleinen Spaß
- Ich bin verrückt nach deinen Ohren
- Die Springerin
- Schlaflied
SCHADE, SCHADE
- Katzenfisch
- Geben Sie acht (T.:Georg Kreisler)
- Die Kuh des Troubadour
- Wie schändlich du gehandelt hast (T.:Heinrich Heine)
- Alles neu (T.:Verena Guido)
- Je ne t'aime plus, va t'en (T.:Adrian Ils, Verena Guido)
- Sonnenuntergang
- Nachtgespenst (T.:Verena Guido)
- Ich lege mein Ohr auf das Wasser
- Schade, schade
- Revolution in Deutschland
- Nikolaus
- Das gestrandete Schiff
- Ich bin so und bleib so - und Schluss
- Zwei Fragezeichen liebten sich
LÜGEN IST MENSCHLICH
- Du bist nicht
- Lügen ist menschlich
- Liebe tut weh
- Der Frühling liegt auf der Lauer
- Colombo-Attentat, 24. Oktober 1994
- Die Welt ist schön
- Interlude
- Komm, komm, komm
- Prager Blutwurst
- Als ich ihr am Morgen ins Gesicht sah
- Wenn Bambus blüht, dann Bambus stirbt
- Der Panther (T.:Rainer Maria Rilke)
- Fernweh oder Das melancholische Schaf
- Bessarabia
- Gute Nacht, liebe Kinder
- Ich tue alles für gutes Geld
DIE NEUEN FERNEN (vergriffen)
- Minun kultani
- Komm in mein Haus (T.:Peter Ballhaus)
- Mein eines, mein einziges Bein
- If you don't know how to operate it leafffe it alone
- All that Quatsch
- Ein Hund macht Handstand
- Ein Seemann (T.:Erich Fried)
- Mondfinsternis oder Der Voyeur
- Punk & Polka (T.:Peter Ballhaus)
- Waiting (T.:Peter Ballhaus)
- Die neuen Fernen (T.: Joachim Ringelnatz)
- Alt, zynisch und wild (T.:Peter Ballhaus)
- La valse du changement (T.:Peter Ballhaus)
- Das Grammophon (T.:Christian Morgenstern)
- Je deteste la musique
- Frühlingsgemetzel
- Komm in mein Haus II
BALLAUS - DEBUT (vergriffen)
- Crazy Daisy - Juicy Lucy (T.:Peter Ballhaus)
- Das Weib im Monde (T.:Erich Mühsam)
- Der Seufzer (T.:Christian Morgenstern)
- Wir müssen alle sterben (T.:Georg Büchner)
- Nachts, wenn die Toten aufsteh'n
- Zwei Fragezeichen liebten sich
- Fischermann (T.:Peter Ballhaus)
- Different rooms (T.:Peter Ballhaus)
- We are the docters (T.:Peter Ballhaus)
- Don't break the toys of little boys (T.:Peter Ballhaus)
- Somenone stole my dreams (T.:Peter Ballhaus)
Unveröffentlichte Texte
Texte
Liebe, Tod und Heimarbeit
ROBERT HAT EINE SCHREIBHEMMUNG
(für Robert Gernhardt)
Es splittert mir im Kopfgewitter
Jeder Ansatz von Gedanke
Staub liegt in den langen Gängen
Des Gehirns und eine Schranke
Ist herabgelassen vor dem Tempel
Meiner Musen, ach du Scheiße
Werd' ich jemals wieder dichten?
Ja! So wahr ich Robert heiße.
IM GARTEN STEHT EIN FEIGENBAUM
oder
EIN BÖRSENVERLIERER STÜRZT AB
Der Regen trommelt auf das Dach
Und ich lieg mal wieder wach
Und denke nach
Mir schwimmen alle Felle weg
Ja, da lieg ich nun im Dreck
Und fühl mich schwach
Du warst für mich die schönste Frau
Und das weißt du ganz genau
Mein falscher Schatz
Nur weil ich mit den Zähnen knirsch
Röhrt jetzt ein and'rer Hirsch
Auf meinem Platz
Als ich noch ohne Tadel war
Nadelstreifen, Öl im Haar
Warst du entzückt
Für dich war Liebe nur ein Sport
Doch ich glaubte jedes Wort
Ich war verrückt
Ich brauchte dich für das Gefühl
Mit dabei zu sein beim Spiel
Um Geld und Macht
Dir hörig bis zur Raserei
War ich ausgeliefert
deiner Niedertracht
Und als er sank, mein Börsenstern
Gab's da schnell `n andern Herrn
Auf dem Parkett
Der hat in einer langen Nacht
Ein Vermögen durchgebracht
In deinem Bett
Die Schönheit ist dein Kapital
Deine Scham agiert global
Der Markt ist groß
Wenn irgendwo die Kurse steigen
bist du sofort dabei
Mit deinem Schoß
Kein Offenbarungseid, kein Gott
Hilft mir jetzt mehr, ich bin bankrott
Mein Sturz ist tief
Ich wünsch die Pest dir an den Hals
Mein Unglück war besiegelt als
Ich mit dir schlief
Geschossen aus der Umlaufbahn
Schwarzes Loch im Liebeswahn
Ich weiß nicht wie
Ich dich aus meinem Herz vertreib
Ach, deinen wunderbaren Leib
Vergeß ich nie
Im Garten steht ein Feigenbaum
Jede Feige ist ein Traum
Ihr Saft ist süß
Die will ich pflücken, weil ich weiß
Ich komm, wenn ich in eine beiß
Ins Paradies
Ich stehe auf und zieh mich an
Blick in den Spiegel, trete dann
Auf den Balkon
Es weht ein kleiner Wind ums Haus
Ich breite beide Arme aus
Und flieg davon
Was willst du von mir, du kommst vor deiner Zeit
Du klopfst viel zu früh an mein Fenster
Sag, bist du's wirklich, mein eiskalter Engel
Oder seh' ich am Ende Gespenster?
Ich bin noch nicht fertig, ich hab noch zu tun
Ich werd' noch ein Weilchen gebraucht
Schau mich nicht so an, geh weiter
Dunkle Durchlaucht
Geh, geh vorbei
Geh, geh vorbei
Geh, kalter Freund, ich lauf dir nicht fort
Doch dies ist nicht die Zeit und nicht der Ort
Zu sterben
Was bist du so gierig, lass mich in Ruh
Ich habe dir doch nichts versprochen
Warum diese Ungeduld, fahle Gestalt
Du kriegst schon noch meine Knochen
Du hast dich vielleicht nur im Datum geirrt
Schau noch mal nach in deinem Buch
Siehst du, du warst zu früh
Mit deinem Besuch
Drum geh, geh vorbei
Geh, geh oder ich schrei
Geh, alter Freund, ich lauf dir nicht fort
Doch dies ist nicht die Zeit und nicht der Ort ...
Wie abgeleckt sind überall die Marmorböden
Gequälte Orgeln jammern durch die laue Nacht
Hier kann man ohne jede Scham gepflegt verblöden
Wär's nicht so mühsam hätt' ich längst schon jemand umgebracht
Es hängen Schatten an den rekonvaleszenten Hacken
Die flüstern Sätze wie: "Grüß Gott, sind Sie allein?"
Man sollte sie in zwanzig Tonnen Fango zwangsverpacken
Und mit dem Kurorchester-Tango foltern bis sie schrei'n
Hier ist die Luft zertifiziert so wie das kühle Wasser
Und drei Flamingos steh'n im Park, den Kopf im Schlamm
Sie sind so fremd hier wie der alte Kurorthasser
Der auf `ner Parkbank sitzend Blues spielt auf'm Kamm
ICH WÄR SO GERN DEIN PRIVATPATIENT
(Für Frau Dr. Inge M.)
Als ich noch jung war, ein strahlender Held
War ich Verächter der Medizin
Ich lachte über die Quacksalbergilde
Jetzt lieg ich vor ihr auf den Knien
Jenseits der fünfzig geht's stetig bergab
Mit der verdammten Konstitution
Die Sünden der Jugend rächen sich bitter
Doch ich hab `ne neue Passion
Ach Inge, ach Inge, ach Inge, ach Inge
Ich wär so gern dein Privatpatient
Ach Inge, ach Inge, ach Inge, ach Inge
Mein Blutdruck ist hoch und mein Puls der rennt
Ich hab `n krankes Bein und die Leber macht schlapp
Die Lunge ist verrußt und mein Zwerchfell ist ab
Es liegt da irgendwo in der Blasengegend rum
Kannste nich ma guckn mit deim Spaekulum?
Ach Inge, ach Inge, ach Inge, ach Inge
Ich wär so gern dein Privatpatient
Ach Inge, ach Inge, ach Inge, ach Inge
Mein Unglück ist chronisch, mein Glück latent
Ach nimm dir doch für mich einmal drei Stunden Zeit
Ich bin `n Wrack, tut mir leid
Ich hab `ne ziemlich wacklige Herzfrequenz
Drum gib mir, bitte, bitte, `ne Privataudienz
Ach Inge, ach Inge, ach Inge, ach Inge
Ich wär so gern dein Privatpatient
Ach Inge, ach Inge, ach Inge, ach Inge
Mein Kopf ist leer, permanent
Irgendetwas stimmt bei mir nicht zerebral
Enter unmöglich, Schaden total
Ich weiß nicht was ich tu, ich weiß nicht wer ich bin
Ach bitte, bitte sei doch meine Retterin
Ach Inge, ach Inge, ach Inge, ach Inge
Ich wär so gern dein Privatpatient
Ach Inge, ach Inge, ach Inge, ach Inge
Alle schwärmen von dir, dein Ruf ist exzellent
Ach Inge, ach Inge, ach Inge, ach Inge
Ich wär so gern dein Privatpatient
Ach Inge, ach Inge, ach Inge, ach Inge
Doch leider bin ich momentan insolvent
Weg sind meine Kinderaugen
Wer hat sie geklaut
Viel hab ich seither geseh'n
Nichts hab ich geschaut
Sind vielleicht im Vogelnest
Oben auf dem Baum
Oder einer braucht sie grad
In 'nem ander'n Traum
And'rer Traum geh schnell zu Ende
Augen kommt zurück
Wiederhaben muss ich meinen
Kinderaugenblick
Deine Augen sind wie Honig
Schönste aller Frau'n
Solang mein Aug' verschwunden bleibt
Lass mich durch deine schau'n
ICH MÖCHTE UM'S VERRECKEN NICHT MEHR BUNDESKANZLER SEIN
Wer stört da meine Ruh'
Wer könnte das nur sein
Wer ist so unverschämt und steigt durch's Kellerfenster ein
Ein Schuß, ein Schrei und - Tusch!
Es ist George Bush.
Am Gürtel 'ne Granate
Und in der Hand `n Colt
Sucht der Terroristen oder sucht der schwarzes Gold
Verdammt (Gedankenstrich)
Der Kerl sucht mich.
Ich frag' ihn: "Lieber George
Was hat dich so aufgebracht
Das du mich überfällst hier, mitten in der Nacht
Irgendwas läuft da verkehrt
Ich bin's doch nur, Gerd!"
Er scheint nicht zu versteh'n
Und schaut mich finster an
Als wäre ich Bin Laden oder sonst so'n Muselmann
"George, jetzt mach kein' Scheiß
Ich zahl jeden Preis.
Das mit dem Irak war echt nicht so gemeint
Ich sach ma es war Wahl und da is nix so wie es scheint
Wenn es hart auf hart kommt, dann ist auf mich Verlass
Dein Feind ist auch meiner, bitte glaub mir das
Komm, sei mir wieder gut
Ich krieg das wieder hin
Ich schwör, das ich auf ewig solidarisch bin"
George sagt: "Du mich auch"
Und löst sich auf in Rauch.
Mein Gott, was ist denn los
Da liegt wer unter'm Bett
Als ob ich nicht schon hundertfünfzig Leibwächter hätt'
Jetzt erkenn ich ihn
Es ist Putin.
"Was willst du, Wladimir
Du krummer Russenhund
Tschetschenien ist gebongt, ja, ich halt schon meinen Mund
Putin lächelt schief
Und zeigt `n Brief.
Der Brief, der ist von Allah
Von Jahve und von Gott
Die stellen Ultimaten und drohen mit Boykott
"Putin, mir wird schlecht
Der Brief ist echt!"
Sie hätten uns geliebt
Sie hätten uns vertraut
Sie hätten auf die menschliche Einsicht gebaut
Das war Illusion
Auf Gottes Thron.
Sie hätten lang geübt sich in göttlicher Geduld
Doch damit sei jetzt Schluß und das wär'n wir selber schuld
Wenn wir nicht endlich aufhör'n ihr Werk zu zertreten
Dann knipsen sie die Sonne aus, da hilft kein Beten
Mehr und auch kein Bitten
Die Zeit sei jetzt vorbei
Sie hätten lang genug weggeschaut, alle drei
Kein Noah wird mehr geschont
Weil das nicht lohnt.
"Das ist `ne Katastrophe
Alarmstufe drei
Putin, hast du nicht was Alkoholisches dabei?"
Putin sagt nur: "Sauf!"
Und ich wach auf
So geht das jede Nacht und ich glaub, ich werd' verrückt
Ich zweifele an allem und mein Leben ist missglückt
Mit keinem kann ich reden über meine Seelenpein
Ich möchte um's Verrecken nicht mehr Bundeskanzler sein
Ich hab' die Schnauze voll
Von diesem Höllenjob
Den ganzen Tag regier'n oder so tun als ob
Ich halt das nicht mehr aus
Ich will hier raus
Nach Hause
Nach Hause
Nach Hannover
Nach Haus
Papa, du siehst so traurig aus
Papa, was ist mit dir los
Kind, sei still, hilf mir beim Sammeln
Und frag nicht als wärst du schon groß
Guck mal, Papa, ich hab uns ein Schiff
Aus alten Kanistern gebaut
Damit segeln wir los durch Wellen und Wind
Bevor noch der Morgen graut
Ach Kind, wie soll denn dein Schiffchen schwimmen
Und viel zu klein ist es auch
Das Meer liegt am anderen Ende der Welt
Geh, hol mir den Reifenschlauch
Den will ich versuchen zu flicken und dann
Mit etwas Glück zu verkaufen
Du hast dann heut' was zu essen, mein Kind
Und ich hab was zu saufen
Mensch Papa, siehst du die Wellen denn nicht
An unserem Ufer sich brechen
Ein Segel aus Sacktuch hab ich gesetzt
In See könn' wir morgen früh stechen
Die Distel, die Ratte, den Floh nehm'n wir mit
Den Hund, die Katz' und den Wurm
Und den Reifen nehm'n wir als Rettungsring
Bei Mann-über-Bord im Sturm
Still jetzt, ich will nichts mehr hören davon
Es gibt hier kein Schiff und kein Meer
Und kein Haus und kein Bett und kein Geld und kein Glück
Hör auf zu träumen, komm her
Und hilf mir jetzt leere Flaschen zu suchen
Wir kriegen darauf bißchen Pfand
Das reicht dann vielleicht für `ne heiße Suppe
Vergiss dein Schlaraffenland
Die Flaschen, Papa, können wir brauchen
Ich hab da eine Idee
Wir nehmen sie mit und lassen sie schwimmen
Draußen auf hoher See
In jede tun wir `n Zettel hinein
Und ist sie lange geschwommen
Findet sie einer und liest unsere Post
"Hallo, wir sind's, wir kommen".
Komm zu mir in mein kleines, langweiliges Leben
Komm zu mir in mein kleines, unscheinbares Leben
Komm in meine kleine, feine Gemütlichkeit
Komm in meine kleine feine Gewöhnlichkeit
Wir haben einen kleinen Spaß
Und schauen beide tief ins Glas.
Komm zu mir in mein kleines, langweiliges Leben
Komm zu mir in mein kleines, langweiliges Leben
Komm wir halten einen kleinen Winterschlaf
Komm wir halten einen kleinen Winterschlaf
Wir träumen einen kleinen Traum
Und spüren unsern Herzschlag kaum
Mehr.
ICH BIN VERRÜCKT NACH DEINEN OHREN
Ich bin verrückt nach Deinen Ohren
Sie gleichen Muscheln aus dem Meer
Hab mein Herz an sie verloren
Ach, bitte, gib's mir wieder her.
Mir, mir fehlt zum Glück
Ein großes Stück
Von Deinem zarten Ohr.
Oder wenigstens ein kleines
Ein klitzekleines Stückl Ohr
Du schönes Weib, Du hundsgemeines
Enthälst mir Deine Ohren vor
Ich will Dir doch kein bissel Böses
Ich will doch nur ein bissel Glück
Und
Ein, ein großes Stück
Ein kleines Stück
Von Deinem zarten Ohr.
Schlaf, mein Kind, schlaf geschwind
Draußen weht ein kalter Wind
Kuscheltier schläft bei dir
Offen bleibt die Tür
Einen Spalt damit du weißt
Daß ich komme wenn du schreist
Schlaf jetzt ein, Menschelein
Bist ja noch so klein
Träum, mein Kind, träum geschwind
Träum vom warmen Frühlingswind
Weicher Hauch streichelt Bauch
Und die Öhrchen auch
Amseln singen auf dem Dach
Morgen wirst du wieder wach
Schlaf jetzt ein, Menschelein
Wirst wohl müde sein
Schade, schade
Der Mond guckt furchtbar böse
Die Sonne lacht mich aus
Der Himmel gibt mir Schläge
Die Hölle schmeißt mich raus
Das lass ich mir nicht bieten
Ich geh zurück ins Meer
Im Ozean ist's schöner
Da ist es menschenleer
Ich werde wieder Wal
Oder Hecht oder Hai oder Aal
Mich lenkt mein Fischinstinkt
Dem selten was misslingt
O ja, ich wünschte, ich wär ein Katzenfisch
Tief unten in der großen, blauen See
Und ich spielte Schiffe versenken
Mit meiner Katzenfischarmee
Im Meer gibt's keine Zeit
Nur Licht und Dunkelheit
Und all die großen Fragen
Gehen durch den Magen
Ich lass mich einfach treiben
Treiben von Ebbe und Flut
Da kann mir nichts passieren
Ich hab immer kaltes Blut
Nur wenn ein schönes Mädchen
Sich mir von oben zeigt
Dann tauch ich aus der Tiefe auf
Und kitzle ihren Leib
O ja, ich wünschte, ich wär ein Katzenfisch
Und du wärst weich und weiß und rund
Ich würde schwerelos unter dir gleiten
Und du folgtest mir bis auf den Grund
O ja, ich wünschte, du wärst ein Katzenfisch
Du wärst so weich und weiß und rund
Wir würden schwerelos umeinander gleiten
Und wir tauchten zusammen bis auf den Grund
Ich bin für dich durch die Wüste marschiert
Ich habe gefror'n in den Bergen
Mit mächtigen Riesen hab ich gekämpft
Und mit hinterhältigen Zwergen
Ich hab dabei immer an dich gedacht
Mein süßes, mein einziges Ziel
Jetzt bist du endlich zum Greifen nah
Doch ich weiß nicht ob ich dich noch will
Ich hab den Schlüssel verlor'n
Ich hab den Schlüssel verlor'n
Ich hab den Schlüssel verlor'n
Zu deiner Tür ://
Als du noch fern warst, nur inneres Bild
Warst du meine Königin
Irre vor Sehnsucht schrieb ich dir Lieder
Meine Muse und Meisterin
Doch die Zweifel wuchsen proportional
Mit jedem Schritt auf dich zu
Ich fürchte, du bist am Ende nur
Eine männermordende Kuh
Ich hab den Schlüssel verlor'n
Ich hab den Schlüssel verlor'n
Ich hab den Schlüssel verlor'n
Zu deiner Tür
Das süße Gift wirkt nicht mehr
Nichts ist mehr so wie vorher
Ich hab den Schlüssel verlor'n
Zu deiner Tür
Der liebende Dichter kratzt ins Papier
Sein Leid und gibt sich viel Mühe
Doch am Ursprung so manchen großen Gesangs
Stehen leider oft dämliche Kühe
Das Ochsen sich dichtend in Kühe verlieben
Ist auf lange Sicht ohne Belang
Dichter vergeh'n und die Kühe auch
Was bleibt, ist der große Gesang
ICH LEGE MEIN OHR AUF DAS WASSER
Ich lege mein Ohr auf das Wasser
Und lausche dem Herzschlag der Fische
Ich werde ganz still und entwische
Klammheimlich der brüllenden Welt
Und wenn du mich fragst, mein Herzblatt
So sag ich dir ganz im Vertrauen
Auf einen wie mich kannst du bauen
Nur gib eine Weile mal Ruh
Wir haben schon zuviel geredet
Und dabei nicht anderes gefunden
Als schwer zu heilende Wunden
Und Waffen, rasiermesserscharf
Vergessen wir, was wir uns taten
Und halten einander die Hände
Die sprachlose Stille spricht Bände
Und ungläubig zittert das Herz
Komm zur mir, mein schöner dunkler Knabe
Bring mir einen Stern als Morgengabe
Deine Liebe ist mir nicht geheuer
Trotzdem wärm ich mich an deinem Feuer
Nenn ich's nun Glück oder nenn ich's Schande
Wenn ich an deinem Ufer strande
Das ist mir einerlei, am Ende
Zählt nur die Sprache deiner Hände.
Mal bist du ein Buch mit sieben Siegeln
Mal bist du ein Saal mit tausend Spiegeln
Raub mir den Verstand, mein Herzensbrecher
Wieviel Pfeile hast du noch im Köcher
Dein schöner Mund ist meine Schwäche
Zahl ich auch irgendwann die Zeche
Für deine süße Liebeslüge
Leg ich mich dennoch hin und liebe.
Ich weiß ganz genau, du wirst verschwinden
Nichts wirst du erklären, nichts begründen
Brichst die Zelte ab, schöner Nomade
Schade, schade, schade, schade, schade
Dich hat die Sehnsucht fortgetrieben
Zu neuen, unerfüllten Lieben
Spuren verweh'n im Wüstensande
Leb wohl, du Schaf im Wolfsgewande.
Dunkel war's, der Mond schien fahl
Da stieg ein Mann aus dem Kanal
Und lenkt den zögerlichen Schritt
Zur letzten Straßenbahn, will mit.
Der Fahrer sagt: "Kommt nicht in Frage
Du bleibst schön weiter unter Tage
Die Zeit für dich ist noch nicht reif
Gehörnter Stinkstiefel mit Schweif!"
Der arme Kerl schaut ganz verwirrt
Er hat sich wohl im Ort geirrt
Und in der Zeit, da wurd ihm klar
Das diese Hölle Deutschland war.
Die Straßenbahn fuhr ohne ihn
Durch's mitternächtliche Berlin
Und unser trauriger Rebell
Verschwand im Dunkel, dann wurd es hell.
Ich war schon immer etwas langsam
Die Zunge liegt mir schwer im Mund
Beim Denken brauch ich meine Weile
Doch meine Phantasie ist bunt
Da jagen ausgestopfte Rinderherzen
Die Ohren hochgeklappt wohl über's Feld
Und aus den turmgekühlten Braunkohlwolken
Fallen Nikoläuse auf die Welt
"Was für Läuse?" fragt das Mädchen
und beißt mich hinterrücks ins linke Ohr
"Nikoläuse", sag ich, "Niko -
läuse kommen nur in Niko vor
und heut ist Nikolaustag
und heut ist Nikolaustag
und heut ist Nikolaustag, mein Schatz.
In Niko hat die Laus das Sagen
Sie ist der Herr und du der Knecht
Bei nächtelangen Läuseorgien
Wird frisches Menschenblut gezecht
Und ist sie prall gefüllt mit rotem Blut
Dann packt die Nikokillerlaus die Wut
Es bricht die Laus aus Niko aus
Und schwärmt in Rudeln in die Welt hinaus
Und durch hemmungslose Mutationen
Wird sie bald dem Menschen gleich
Nur ihre Haut wird etwas röter
Und deine, Schatz, wird bleich, so leichenbleich
Denn heut ist Nikolaustag
Denn heut ist Nikolaustag
Denn heut ist Nikolaustag, mein Schatz.
Es führt nur eine kleine Straße
Aus dieser Nikoläusehölle raus
Wir kapern uns das nächste Raumschiff
Und nehmen noch heute Nacht Reißaus
Irgendwo im Universum
Gibt es einen blauen Ball
Der sieht ganz genau so aus
Wie unsre Erde vor dem Sündenfall
Da gibt's kein' Nikolaustag
Da gibt's kein' Nikolaustag
Da gibt's kein' Nikolaustag, mein Schatz.
Ein Augenpaar flog mir entgegen
Als sich mein Schiff auf die Sandbank schob
Verschwommener Blick hinter glitzernden Wimpern
Schien es voll traurigen Staunens zu fragen
Warum mein Kahn so müde hing
Was ihn vom Wasser auf's Land getrieben
Er sei doch gar nicht für's Land gemacht ...
Und als ich noch mühsam nach Antworten suchte -
Gefühl und Gedanke verwirrten sich -
Begann das Wasser plötzlich zu steigen
Die Augen weinten eine Flut von Tränen
Die langsam mein Schiff von der Düne hob
Und sacht, ganz sacht, auf die Woge setzte
Die mich forttrug, hinaus - auf's offene Meer
ICH BIN SO UND BLEIB SO - UND SCHLUSS!
Wenn ich in die Badewanne hüpfe
Und aus reiner Neugier in den Abfluß schlüpfe
Bleib ganz ruhig
Bleib ganz ruhig
Ich will mal die Welt von unten seh'n
Und dazu muß ich durch den Abfluß stiften geh'n, also
Bleib ganz ruhig
Bleib ganz ruhig
Blüht der Flieder, komm ich wieder
Wenn du mich noch riechen kannst
Und mit mir ein Apfelbäumchen pflanzt
Bleibe ich vielleicht für immer
Und verzichte auf die Kanalisation.
Manchmal überkommt mich Langeweile
Und dann greif ich mir die nächste Nagelfeile
Und stech zu
Und stech zu
Keine Angst, mein Lieber, ich stech nur ein bisschen
Doch daß das kein schöner Zug von mir ist
Geb ich zu
Geb ich zu
Bitte verzeih mir und bleib bei mir
Nimm es einfach mit Humor
Kommt ja wirklich nicht so häufig vor
Daß ich so aus meiner Haut fahre
Und nicht mehr genau weiß was ich tu...
Also, nimm's mir nicht so krumm, denn ich fürchte,
Ich bin so und bleib so und - Schluß!
ZWEI FRAGEZEICHEN LIEBTEN SICH
Zwei Fragezeichen liebten sich
Für eine kleine Weil'
Sie hatten beide wenig Zeit
Sie liebten sich in Eil'
Vergaßen die Zeit
Und waren blind bereit
Zu Wonnen ohnegleichen.
Es kam der Abschied - viel zu früh
War's, dass ihre Zeit verrann
Die große Liebe war vorbei
Noch eh sie so recht begann
Vom Liebesglück
Blieb nichts zurück
Als viele Fragen und Zeichen...
Lügen ist menschlich
Du bist nicht ja
Bist nicht nein
Bist nicht grob
Bist nicht fein
Bist nicht hart
Bist nicht weich
Bist nicht Fisch
Bist nicht Fleisch
Bist nicht kalt
Bist nicht heiß
Bist nicht schwarz
Bist nicht weiß
Bist nicht hoch
Bist nicht tief
Bist nicht gerade
Bist nicht schief
Bist nicht falsch
Bist nicht echt
Bist nicht gut
Bist nicht schlecht
Bist nicht dumm
Bist nicht klug
Bist nicht Becher
Bist nicht Krug
Du bist ein
Du bist ein
Du bist ein
Du bist ein
Du bist kein Sucher
Bist kein Finder
Bist kein Heiliger
Bist kein Sünder
Bist nicht rein
Bist nicht raus
Bist nicht BALL-
Bist nicht -HAUS
Bist nicht dies
Bist nicht das
Bist nicht Liebe
Bist nicht Hass
Du bist so ...... blaß.
Du bist nicht stark
Bist nicht schwach
Bist nicht müde
Bist nicht wach
Bist nicht leise
Bist nicht laut
Bist nicht Knochen
Bist nicht Haut
Bist nicht Katz
Bist nicht Hund
Bist nicht krank
Bist nicht gesund
Bist nicht Abel
Bist nicht Kain
Bist nicht Wasser
Bist nicht Wein
Bist nicht langsam
Bist nicht schnell
Bist nicht dunkel
Bist nicht hell
Bist nicht nah
Bist nicht fern
Bist nicht Apfel
Bist nicht Kern
Du bist ein
Du bist ein
Du bist ein
Du bist ein
Du bist kein Sucher
Bist kein Finder
Bist kein Heiliger
Bist kein Sünder
Bist nicht rein
Bist nicht raus
Bist nicht BALL -
Bist nicht - HAUS
Bist nicht Baum
Bist nicht Blatt
Bist nicht hungrig
Bist nicht satt
Du bist so ...... glatt.
Du bist nicht mein
Bist nicht dein
Bist nicht sein
Bist nicht Schein
Bist nicht viel
Bist nicht wenig
Bist nicht Bube
Bist nicht König
Bist kein Dichter
Bist kein Denker
Bist kein Richter
Bist kein Henker
Bist nicht scharf
Bist nicht stumpf
Bist nicht Kopf
Bist nicht Rumpf
Bist nicht Hüh
Bist nicht Hott
Bist nicht Teufel
Bist nicht Gott
Bist nicht Bogen
Bist nicht Pfeil
Bist nicht Ganzes
Bist nicht Teil
Du bist ein
Du bist ein
Du bist ein
Du bist ein
Du bist kein Sucher
Bist kein Finder
Bist kein Heiliger
Bist kein Sünder
Bist nicht an
Bist nicht aus
Bist nicht rein
Bist nicht raus
Bist nicht sanft
Bist nicht rau
Bist nicht Mann
Bist nicht Frau
Du bist so ...... lau.
Lügen ist menschlich
Mach dir nichts draus
Ich weiß, dass du lügst
Ich lüge auch
Wahrheit ist unmenschlich
Wahrheit ist stumm
Mal ist sie göttlich
Mal bringt sie um.
Dummheit ist menschlich
Mach dir nichts draus
Ich weiß, daß du dumm bist
Dumm bin ich auch
Wissen ist bodenlos
Weisheit ist schlicht
Je mehr du weißt
Weißt du eigentlich nichts.
Und der Buddha lächelt so hundsgemein weise
Als wüßt' er den Sinn der unendlichen Reise
Am Ufer des Flusses sitzt er und schweigt
Ein Kakadu tanzt und ein Nilpferd geigt.
Es gibt eine Wirklichkeit hinter den Bildern
Die hat keine Zeit, die hat keinen Ort
und wenn ich dir von Gewissheiten rede
dann gib mir'n Kuß und glaub mir kein Wort.
Und der Buddha lächelt so hundsgemein weise
Als wüßt' er den Sinn der unendlichen Reise
Am Ufer des Flusses sitzt er und schweigt
Ein Kakadu tanzt und ein Nilpferd geigt.
Stell mich auf deinen Frühstückstisch
Und köpf mich mit einem Schlag
Streu noch ein bisschen Salz in die Wunde
Du weißt wie sehr ich das mag
Dann löffel mich aus und laß mich genüsslich
Auf deiner Zunge vergehen
Die Liebe ist groß, doch sie ist vergänglich
Aber selbst wenn sie geht bleibt sie schön.
Sperr mich in deine Vorratskammer
Und hol mich heraus bei Bedarf
Hack mich in Stücke auf'm Küchenbrett
Und anschließend mach mich scharf
Dann schmeiß mich in heißes Fett und frittier mich
Ich kann dir nicht widersteh'n
Die Liebe tut weh doch sie bleibt begehrlich
Denn grad wenn sie schmerzt ist sie schön.
Leg mich flach auf dein Bügelbrett
Und bügel mir die Falten glatt
Ich flehe dich an, bitte, brenn mir dein Mal
Genau auf das Schulterblatt
Dann stell das glühende Eisen ab
Auf meinem Herzen und geh
Die Liebe ist heiß und ich brenn lichterloh
Denn dein Liebe tut weh.
DER FRÜHLING LIEGT AUF DER LAUER
Der Frühling liegt auf der Lauer
Das gibt ein Gemetzel
Die Blumen an der Fensterscheiben sterben
Die Eiszapfen unterm Dach lösen sich in Tränen auf
Und die verzweifelten Eisheiligen
Kämpfen ihr letztes Gefecht
Im Inferno explodierender Knospen
Das Ächzen gefrorener Seen
Wenn ihnen der Schädel gespalten wird
Geht unter im Triumphgeheul
Der Vogelkohorten
Und das impertinente Grün
Legt sich ungnädig über alles
Was einmal Winter war.
COLOMBO ATTENTAT, 24. OKTOBER 1994
Es fliegt ein Kopf auf's Nachbardach
Der lacht und lacht und lacht
Der hat mit einem Donnerschlag
Sich aus dem Staub gemacht
Zerborsten liegt der Körper unten
Wie `ne Abschussrampe
Rings umher ist alles hin
Blut und Knochenpampe.
Letzte Worte vor dem Blitz
Macht euch keine Sorgen
Ich wünsch euch keine gute Nacht
Ich wünsch euch einen guten Morgen
Der Kopf, den man am Morgen fand
Gehörte einer Frau
Er lachte immer noch, warum
Weiß keiner so genau
Mitten in der Grube sitz ich und mach Spaß
Der Himmel ist ein kleiner blauer Fleck
Geier warten oben auf ein frisches Aas
Doch schließ ich meine Augen bin ich weg.
Tralalalalaa, ich mach mich unsichtbar
Laalalaalalalalalalaala
Alles kein Problem, keiner kann mich seh'n
Und die Welt ist schön.
Woll'n mich manche Frauen um's Verrecken nicht
Entlassen aus der Liebe Würgegriff
Mach ich mit `nem Wimpernschlag die Schotten dicht
Und lenk in eine Nebelbank mein Schiff.
Tralalalalaa, ich bin unsichtbar
Laalalaalalalalalalaala
Alles kein Problem, keine kann mich seh'n
Und die Welt ist schön.
Wenn der Himmel brennt und wenn die Erde bebt
Und wenn die Glocke ruft zum Weltgericht
Jammert jeder Sünder der am Leben klebt
Doch ich verschwinde aus dem Rampenlicht
Tralalalalaa, ich mach mich unsichtbar
Laalalaalalalalalalaala
Alles kein Problem, selbst Gott kann mich nicht seh'n
Und die Welt ist schön.
Komm, komm, komm
Laß uns auf den Dächern tanzen
Komm, komm, komm
Die Nacht ist jung und der Tag noch weit
Komm, komm, komm
Laß uns Liebe in Kamine pflanzen
Komm, komm, komm
Wir sind Diebe und wir stehlen Zeit.
Ich tanzte mit dir einen Walzer
In einem Ballhaus in Prag
Als unsere Lippen sich fanden
Dämmerte draußen der Tag
Unter der Moldaubrücke
Stand unser Bett aus Stein
Ich opferte dir meine Unschuld
Und du warst für immer mein.
Wir schworen uns ewige Liebe
Und als ich unter dir lag
Mischten wir Blut zu Blute
Besiegelten unsern Vertrag
Das war im letzten September
Ein Jahr ging seither ins Land und ich musste schmerzlich erfahren:
Du warst nur ein Komödiant.
Blut in die Schüssel gerührt
Zwiebel und Knoblauch dazu
Pfeffer und Salz und Majoran
Geben dem Ganzen Pfiff.
Ich tanzte mit dir einen Walzer
In einem Zimmer in Prag
Und als wir uns nicht mehr fanden
Erfüllte ich unsern Vertrag
Ich opferte dir meine Unschuld
Ach Liebster, dein Herz war aus Stein
Das Messer schnitt sanft durch die Kehle
Und du bist für immer mein.
Blut in die Schüssel gerührt
Zwiebel und Knoblauch dazu
Pfeffer und Salz und Majoran
Geben dem Ganzen Pfiff
Dann in den Darm gefüllt
In kochendes Wasser gelegt
Ziehen lassen bis beim Anstich mit der Nadel
Kein Blut mehr fließt
Kein Blut mehr fließt
Kein Blut mehr fließt.
ALS ICH IHR AM MORGEN INS GESICHT SAH
Als ich ihr am Morgen ins Gesicht sah
Sah ich in ein unbekanntes Land
Berge, Täler, Wälder, Sommerwiesen
Schliefen noch und boten unverwandt
Sich meinen Blicken ausgeliefert, fremd
Und ungeheuer unerreichbar dar
Schlaf, du Schöne, schlaf und träume weiter
Von jener ander'n Welt, die noch nicht war
Nichts soll deinen Schlummerzauber stören
Wachen will ich über deinen Schlaf
Verlieren könnt' ich mich in deiner Unschuld
Die in der Fremde alles kann und alles darf
Wachend sind wir wie gefall'ne Engel
Nicht begreifend was uns widerfährt
Rätselhaft gebrochen und vergeblich
Hoffend, daß uns jemand das erklärt
FERNWEH oder DAS MELANCHOLISCHE SCHAF
Ein Schaf stand traurig auf dem Deich
Und schaute auf den großen Teich
Der Ozean war tief und weit
Dem Schaf war schlecht vor Einsamkeit.
Die Augen waren von Tränen blind
Es kotzte dreimal in den Wind
Es seufzte dreimal tief und schwer
Auf jenem Deich am Nordseemeer.
Am Abend stand's noch immer da
Und träumte von Amerika
Dann wurd es Nacht auf Mutter Erde
Und ein Schaf fehlte in der Herde.
Am morgen war das Schaf verschwunden
Vom Deich und ward nie mehr gefunden
Doch kein Schaf glaubte an sein Ende
Es war nicht tot, es war Legende.
Eine Frage hab ich mir schon tausendmal gestellt
Warum bin ich chronisch pleite und warum ham andere Geld
Bin ich wirklich so viel schlechter als die Könige meiner Zunft
Oder fehlt mir für den job die ökonomische Vernunft
Ich hab immer nur gespielt was mir selber gut gefiel
Und mein künstlerisches Ego war mein allerhöchstes Ziel
Aber jetzt ist damit Schluß und ich gestehe ohne Arg
Für mich zählt nur noch eins und das ist die schnelle Mark
Ich tue alles für gutes Geld
Wenn's auch den Charakter ziemlich entstellt
Ist mir egal was ihr von mir denkt
Ihr seid beschränkt
Ich hab zu lange zu viel gedarbt
Und meine Wunden sind schlecht vernarbt
Ich bin soweit und tu den Schritt
Ich schreib `n Hit.
Vielleicht sollt' ich eingesteh'n ich hab den Beruf verfehlt
Hätte lieber Lehrer werden soll'n doch dafür ist's zu spät
Oder Bauarbeiter, Straßenkehrer, Zahnarzt, Rechtsanwalt
Irgendetwas Blödes mit `nem sicheren Gehalt
Hätte ich doch nur beizeiten auf der Eltern Rat gehört
Und nicht ständig kleine Mädchen mit Gitarrespiel betört
Heute ham se alle Geld und die Eltern hatten recht
Die Kunst hat mich verdorben darum geht's mir heute schlecht.
Ich tue alles für'n bisschen Geld
Wenn's auch den Charakter ziemlich entstellt
Ist mir egal was ihr von mir denkt
Ihr seid beschränkt
Ich hab zu lange zu viel gedarbt
Und meine Wunden sind schlecht vernarbt
Ich bin soweit und tu den Schritt
Ich schreib `n Hit.
Die neuen Fernen
MEIN EINES, MEIN EINZIGES BEIN
Ich kann nicht tanzen
Mir fehlt ein Bein
Du tanzt Ballett
Und du musst schon verzeih'n
Wenn ich dir zuschau
Aus der Distanz
Wie du dich drehst
Und wiegst beim Tanz.
Ich kenn jeden Lauf
Jeden Sprung, jeden Schritt
Und wenn der Schwan stirbt
Sterb ich mit
Ich seh deinen Körper
Dein Haar, dein Gesicht
Ich bleib im Dunkeln
Mich siehst du nicht.
Ich träume manchmal
So vor mich hin
Wenn ich am Morgen
Noch im Halbschlaf bin
Du bist dann bei mir
Wir sind allein
Und ich zeig dir mein eines
Mein einziges Bein.
If you open it - close it
If you turn it on - turn it off
If you close it - open it
If you turn it off - turn it on
If you can't fix it, call someone who can
If you borrow it, return it
If you make a mess, clean it up.
If you want it - steal it
If you got it - throw it away
If you know it - forget it
If you don't - well, that's okay
You can give and you can take
You can jump into a lake
You can swim or you can not
What a difference does it make
You're just a fool no matter what you do
Yes, you are, yes, you are - yes, you are, yes, you are
If one thing seems right the opposite seems too
So don't care too much about all that Quatsch.
If you love it - kiss it
If you hate it - hit it hard
If you love it - leave it
If you hate it - turn it on
You can love it, you can leave it
You can hate it, you can hit it
You can kiss it, you can miss it
What a difference does it make.
EIN HUND MACHT HANDSTAND
(nach einer Idee von Stefan Nauheimer)
Ein Hund macht Handstand
In einem Handschuhfach. Hundertmal Handstand
Hundertmal Handstand macht der Hund
Im Handschuhfach
Auf einem Handtuch macht der Hund
Handstand im Handschuhfach.
Du dummer Hund, du Hund dummer!
Was macht das Handtuch im Handschuhfach?
Ja, was macht das Handtuch im Handschuhfach?
Ja, gehört denn das Handtuch ins Handschuhfach?
Du dummer Hund, du Hund dummer!
Weg mit dem Handtuch!
Hinaus aus dem Handschuhfach!
Hundertmal hab ich dem Hund gesagt:
Das Handtuch ist hinderlich im Handschuhfach.
Aber er -
Macht Handstand
Auf dem Handtuch
Im Handschuhfach.
MONDFINSTERNIS oder DER VOYEUR
Eine Frau
Die Haare hochgesteckt
Sitzt, spricht, lacht
Blickt für einen Moment durch die offene Tür
Nach draußen
Schemenhaft, hinter feuchtem Blattwerk verborgen
Ein Mann.
Sehnsucht, Stolz, Erniedrigung, Schweigen
Sie steht auf
Küsst sich den Weg ins Freie
Und entschwindet ins Dunkle.
Er aber löscht sich aus
In einem Nebel aus Bier und Jazz
Jemand singt "Moon over Bourbon Street"
Während der Schatten der Erde
Sich leise über den Mond legt
Und ein Mann mit anderen
Auf eine Lücke in der Wolkendecke
Wartet.
Je deteste la musique
trop de bruit
jour et nuit
trop de bruit
je deteste les paroles
trop de mots
jour et nuit
trop de mots
ich hasse Musik
zu viele Töne
Tag und Nacht
zu viele Töne
ich hasse Gerede
zu viele Worte
Tag und Nacht
nichts als Worte
J'aime les femmes
trop d'amour
nuit et jour
trop d'amour
trop d'amour
pas assez
trop d'amour
pas assez
trop d'amour
pas assez
Ballhaus Debutalbum
NACHTS, WENN DIE TOTEN AUFSTEH'N
Nachts, wenn die Toten aufsteh'n
Steh ich gerne am Friedhofstor
Und ich seh sie, wie sie tanzen
Mit Friedhofsblumen hinterm Ohr
Der Generaldirektor mit der Putzfrau
Die Präsidentin mit dem Chauffeur
Der Graf tanzt Rumba mit `ner Nutte
Und die Gräfin liebt den Friseur.
Unveröffentlichte Texte
Asrahwez und Sawrazeh
Tranken gern zusammen Tee
Jeden Tag zur selben Stunde
Hingen an des andern Munde
Wenn sie sich Gedichte lasen
Liebten ihre Wortekstasen
Ließen Geistesblitze fliegen
Beide konnten herrlich lügen
Zeit und Raum waren verschoben
Und die Schwerkraft aufgehoben
Eines Tags sprach Sawrazeh:
"Komm, wir nehmen's ABC
Schütteln's kräftig hin und her
Bis kein Stein auf'm andern mehr
Wenn wir schon das Weltgebäude
Nicht verändern könn', wir beide
Setzen wir die Sprache neu
Zusammen und dann sind wir frei
Frei von aller Konvention
Eureka! Da kommt's mir schon:
Schrapplibuka rudimeh
Rrtsliknallö sakla - wumm".
Ich bin so schön, ich bin so glatt
Ich mach alle Frauen matt
Doch die meisten hab ich satt
Bleibt mir bloß vom Leibe, bleibt mir bloß vom Leibe
Ich will nichts als meine Ruh
Liebe mach ich ab und zu
Liebe mach ich ab und zu
Nur zum Zeitvertreibe, nur zum Zeitvertreibe
Manchmal aber treff ich eine
Frau, so eine süße Kleine
Bei der könnt' ich bleiben
Bei der könnt' ich bleiben
Doch die Frauen woll'n mich immer
Nur für sich alleine
Das kann ich nicht leiden
Das kann ich nicht leiden.
Du bist so schön, du bist so glatt
Du machst alle Männer platt
Bei dir wird ich zum Nimmersatt
Lass mich an dir reiben
Lass mich an dir reiben
Wenn du nein sagst, wenn du gehst
Wenn du bei `nem Andern stehst
Wenn du nein sagst, wenn du fortgehst
Werd ich mich entleiben
Werd ich mich entleiben
Vorher aber, vorher aber,
Vorher aber, vorher aber ...
(1990)
Zeit, Zeit, nur keine Zeit
Denn die Erde dreht sich zu schnell
Schnell, schnell jagt die Zeit
Rasen Bilder schnell vorbei
Zeit, Zeit, nur keine Zeit
Die Gedanken rasen viel zu schnell,
Schnell dreht sich die Welt
Liebt die Liebe sich viel zu schnell
Zeit, Zeit, schnell jagt die Zeit
Rennt sie weg, keine Zeit mehr
Zeit, Zeit, schnell jagt die Zeit
Rennt sie weg, keine Zeit mehr
Mein Wasserhahn tropft
Mein Wasserhahn tropft
Und tropft
Und tropft
Und
(1991)
DER WIND
Bin auf die Welt gekommen, hab ziemlich Glück gehabt
Krieg ist vorbei gewesen, knapp dran vorbei geschrappt
Kindheit war wunderschön, dauerte ziemlich lang
Um meine Zukunft war mir überhaupt nicht bang
Schien mir sehr weit entfernt, was um uns rum geschah
Hätte ihn glatt verpasst, den Weltuntergang*
Beinah.
Als ich dann älter war, hab ich nach links geschielt
Mit heiligem Kinderernst Revolution gespielt
Wir war'n verrückt genug die Welt zu retten
Und unser Gewissen auf Rosen zu betten
Wir hatten die Weisheit mit Löffeln gefressen
Die Wirklichkeit hatte dann and're Interessen
Ja, ja.
Auf der Seite des Guten, unverdrossen
Haben wir unser Leben genossen
Einige Wenige haben geschossen
Auf mächtige Männer in Staatskarossen
Wurden für Jahre weggeschlossen
Und alles was von ihnen bleibt ist:
der Wind.
Fand eine große Liebe, habe ein Haus gebaut
Habe ein Kind gezeugt, weiter nach vorn geschaut
Habe mich eingerichtet in diesem Wunderland
Mied seine Mitte und fühlte mich wohl am Rand
Hab meine kleine Nische gefunden
Die Träume von früher sind fast alle verschwunden
Ja, ja.
Irgendwie jung geblieben werde ich langsam alt
Das Unglück der Welt ist an mir ziemlich abgeprallt
Manchmal am Frühstückstisch kann ich mich noch erregen
Folgenlos bin ich wofür oder auch wogegen
Schlechtes Gewissen, den Störenfried
Halte ich klein und sing ein sarkastisches Lied.
Auf der Seite des Guten, nicht zu verdrießen
Werd ich wohl weiter mein Leben genießen
Wenn auch andere auf andere schießen
Was schert mich all das Blutvergießen
Es wird noch viel Wasser den Rhein runter fließen
Und alles, was von uns bleibt ist:
der Wind.
* Kubakrise
(01/2013)